Shopify Plus für B2B – Ein praxisnaher Leitfaden

Shopify Plus Logo mit einer schwarzen und einer gelben Glühbirne

Shopify Plus für B2B – schnell, modern, skalierbar.

Shopify Plus bietet eine solide Grundlage für den Einstieg in den B2B-Commerce – mit hoher Performance, flexibler API-Struktur und einem breiten App-Ökosystem. Doch: Wer erfolgreich einen B2B-Shop aufbauen will, muss Shopify Plus gezielt anpassen, strategisch konfigurieren und Prozesse im Unternehmen mitdenken.

In diesem praxisnahen Leitfaden zeigen wir, worauf es wirklich ankommt – von der grundlegenden Einrichtung über rechtliche Anforderungen bis hin zu typischen Use Cases und konkreten Konfigurationsbeispielen. Ideal für alle, die Shopify Plus bereits nutzen oder ein B2B-Projekt aufsetzen möchten.

Noch unsicher, ob Shopify Plus die richtige Wahl für Ihr B2B-Geschäftsmodell ist? Dann empfehlen wir vorab diesen Beitrag als Entscheidungshilfe:
👉 Shopify für B2B – passt die Plattform zu Ihrem Geschäftsmodell?

Shopify denkt „B2C-first“ – Sie denken „B2B-ready“

Der Einstieg in Shopify ist technisch einfach: Ein paar Klicks, und der Shop steht. Doch die eigentliche Herausforderung beginnt erst mit der inhaltlichen Konfiguration – besonders im B2B.

Shopify stellt eine leistungsfähige Infrastruktur bereit, die sich auch für den B2B-Commerce eignet. Allerdings gilt: Sie passen sich der Plattform an, nicht umgekehrt. 

Die Philosophie hinter Shopify Plus lautet: Standardisierte Basis + individuelle Erweiterungen über Apps und API. Das bedeutet:

  • Viele B2B-Funktionen sind vorhanden – aber oft nicht da, wo man sie intuitiv erwartet.

  • Ihre Prozesse müssen oft an die Logik der Plattform angepasst werden.

  • Die Erweiterbarkeit ist groß – aber nicht grenzenlos. Komplexe Anforderungen brauchen Kreativität und klare Prioritäten.

Wer das volle Potenzial von Shopify Plus ausschöpfen möchte, sollte die spezifischen B2B-Funktionen und ihr Zusammenspiel genau verstehen.

Tipp: Die Shopify-Dokumentation kennen und nutzen

Shopify bietet eine umfangreiche Online-Dokumentation mit allen wichtigen Informationen zur Einrichtung, Konfiguration und Erweiterung Ihres Shops – auch speziell für B2B mit Shopify Plus

Die Dokumentation ist gut strukturiert und wird regelmäßig aktualisiert. Sie eignet sich sowohl für Projektverantwortliche als auch für technische Teams.

Wichtige Links:

💡 Unser Tipp: 

Lesen Sie die Shopify-Dokumentation auch dann, wenn Sie mit einer Shopify-Agentur arbeiten. Sie gewinnen dadurch ein besseres Verständnis für technische Zusammenhänge und können Projektentscheidungen souveräner treffen.

Von Unternehmen bis Kataloge: Die Bausteine Ihres Shopify Plus B2B-Shops

Zunächst werfen wir einen Blick auf die zentralen B2B-Konzepte von Shopify Plus – so verstehen Sie sowohl die offizielle Dokumentation als auch diese Anleitung deutlich schneller.

Diese Konzepte bilden das Fundament Ihres B2B-Shops mit Shopify Plus. Wer sie versteht und gezielt einsetzt, schafft die Basis für ein durchdachtes, skalierbares Commerce-System – auch bei komplexen Anforderungen.

1. Unternehmen (Companies)

Im B2B-Modell von Shopify steht nicht der einzelne Kunde, sondern das Unternehmen als Käufer im Fokus. In Shopify Plus wird ein „Unternehmen“ als Geschäftseinheit erfasst, an die Sie verkaufen.

Ein Unternehmen kann:

  • mehrere Standorte verwalten (z. B. Filialen oder Lager),

  • individuelle Preislisten, Zahlungsbedingungen und Checkout-Regeln pro Standort haben,

  • mehrere Benutzerkonten mit unterschiedlichen Berechtigungen nutzen.

Beim Login wählt der Kunde den Standort, für den er einkauft – und erhält genau die Einstellungen, die dafür gelten.

2. Standorte (Locations)

Ein Standort ist eine physische Adresse innerhalb eines Unternehmens – z. B. ein Büro, ein Lager oder eine Einkaufsabteilung.

Warum Standorte wichtig sind:

  • Sie ermöglichen die Verwaltung unterschiedlicher Liefer- und Rechnungsadressen.

  • Jeder Standort kann mit eigenen Zahlungsbedingungen, Katalogen und Checkout-Optionen ausgestattet werden.

  • Beim Einkauf wählen die Nutzer:innen den Standort aus – dadurch können individuelle Regeln und Preise angewendet werden.

3. Kunden und Rollen (Customers)

Jedes Unternehmen benötigt mindestens einen zugeordneten Kunden mit Login – meist eine natürliche Person, die Bestellungen aufgibt.

Wichtig:

  • Jeder Kunde wird einem Unternehmen und Standort zugewiesen.

  • Es gibt zwei Rollenmodelle:

  • Nur Bestellung: Zugriff auf eigene Bestellungen und Kaufmöglichkeit.

  • Standort-Administrator: Zugriff auf alle Bestellungen des Standorts.

Der Hauptansprechpartner muss im Unternehmensprofil festgelegt werden.

4. Kataloge (Catalogs)

Mit Katalogen können Sie das Einkaufserlebnis individuell gestalten – sowohl in Bezug auf die Produktauswahl als auch auf die Preisgestaltung.

Ein Katalog ist immer einem Unternehmensstandort zugeordnet und bietet:

  • Auswahl des sichtbaren Produktsortiments

  • Festpreise oder prozentuale Rabatte

  • Mengenstaffelungen je Produkt (z. B. 1-100 Stück für 5 €/Stück und 100-500 Stück für 4,50 €/Stück)

  • Mindest- und Maximalmengen oder Mengenschritte (z. B. nur in 10er-Packs bestellbar)

Sie können auch individuelle Mengen- und Staffelpreise per CSV-Datei hochladen:

 Wichtig: Die Sichtbarkeit einzelner Produkte für bestimmte Kunden wird nicht direkt über Kataloge gesteuert – hierfür sind ergänzende Einstellungen nötig.

5. Zahlungsbedingungen (Payment Terms)

Sie können in Shopify Plus spezifische Zahlungsbedingungen im Unternehmensprofil festlegen und Zahlungen für fällige Bestellungen effizient verfolgen, sortieren und einziehen.

Verfügbare Optionen:

  • Keine Zahlungsbedingungen (Zahlung direkt im Checkout, ähnlich wie im B2C-Bereich)

  • Fällig bei Erfüllung (wenn die Bestellung vollständig ausgeführt wurde)

  • Zahlung fällig innerhalb von  7 / 15 / 30 / 45 / 60 / 90 Tagen nach Rechnungsstellung.

💡 Anpassbare Zahlungsziele sind aktuell nicht möglich – eine Umgehung über manuelle Zahlungsarten ist jedoch denkbar (siehe Shopify-Doku).

6. B2B Customer Accounts

Der Zugriff auf B2B-Funktionen und zugewiesene Kataloge ist nur mit speziellen B2B-Konten möglich.

  • Kein klassisches Passwort: B2B-Kund:innen erhalten bei jedem Login einen einmaligen Code per E-Mail

  • Dies erhöht die Sicherheit und reduziert den Aufwand beim Account-Management

  • Kund:innen können über ihr Login auf Bestellverlauf, Preise und verfügbare Produkte zugreifen.

7. Eigene Bestellnummer (Purchase Order Number)

Die Purchase Order Number (PO) dient als interne Referenz für Einkäufer:innen.

  • Kann bei der Bestellung angegeben werden.

  • Ermöglicht die Zuordnung in den Buchhaltungs- oder ERP-Systemen des Kunden.

  • Wird in der Bestellübersicht angezeigt und ist bearbeitbar.

Shopify Plus für B2B konfigurieren: Schritt für Schritt

1. Storefront anpassen in Shopify Plus: Shopify Theme als Design-Grundlage

Die Gestaltung der Shop-Oberfläche (Storefront) ist ein zentraler Faktor für den professionellen Eindruck Ihres B2B-Shops und beeinflusst maßgeblich die Benutzerfreundlichkeit

Shopify stellt Ihnen hierfür eine breite Auswahl an Themes im Shopify Theme Store zur Verfügung – von kostenlosen bis hin zu kostenpflichtigen Vorlagen. Diese Themes dienen als Designgrundlage und lassen sich flexibel an Ihre Marke anpassen: Farben, Schriftarten, Logos und Layouts können individuell gestaltet werden, um ein stimmiges Erscheinungsbild zu schaffen.

Die Seitenstruktur wird über den Shopify Theme-Editor gesteuert, der eine modulare Gestaltung ermöglicht. Vorgefertigte Abschnitte wie „Bild mit Text“, „Vorgestellte Kategorie“ oder „Produktgalerie“ lassen sich einfach einfügen und verschieben – ohne Programmierkenntnisse.

2. B2B-Anpassungen in Shopify Plus

Für B2B-Shops gilt es jedoch, über die Standardfunktionen hinauszugehen. Die folgenden Funktionen sind typische Anforderungen im B2B-Kontext und lassen sich mit Shopify Plus – je nach Bedarf – über individuelle Anpassungen oder Apps umsetzen:

1. Schnellbestell-Funktion: Viele B2B-Kund:innen wünschen eine effiziente Bestellmöglichkeit, z. B. über Schnellbestellformulare oder Upload-Templates, um größere Bestellungen zeitsparend einzureichen. Diese Funktion kann über Shopify-Apps oder individuelle Templates umgesetzt werden.

2. Übersichtliche Darstellung von Produktvarianten: Kund:innen im B2B-Bereich erwarten oft eine klare, filterbare Übersicht über zahlreiche Produktvarianten (z. B. unterschiedliche Größen, Farben, Materialien).

3. Netto-Preise ohne Mehrwertsteuer: B2B-Kund:innen kaufen in der Regel netto. Deshalb muss der Shop Netto-Preise anzeigen und die Mehrwertsteuer erst im Bestellprozess oder der Rechnung berücksichtigen.


4. Staffelpreise / Mengenrabatte: Für Großbestellungen sind Staffelpreise essenziell, damit Kund:innen bei höheren Abnahmemengen automatisch günstigere Preise erhalten.

5. Kundenspezifische Preise und Konditionen: Unterschiedliche Kund:innen oder Kundengruppen sollen personalisierte Preise und individuelle Rabatte sehen.

6. Mehrstufige Freigabe- und Genehmigungsprozesse: In größeren Firmen sind Bestellungen oft genehmigungspflichtig, was entsprechende Workflow-Funktionen erfordert.

7. Integration von ERP- oder CRM-Systemen: Um die Datenqualität sicherzustellen und Prozesse zu automatisieren, ist die Anbindung an bestehende Unternehmenssoftware wichtig.

8. Zahlungsarten und Kreditlimits: B2B-Kund:innen benötigen häufig spezielle Zahlungsoptionen (z. B. Rechnungskauf, Zahlung auf Ziel) und Kontingente.

9. Erweiterte Versand- und Lieferoptionen: Flexible Versandkonditionen, Liefertermine und Teillieferungen sind typische Anforderungen im B2B-Bereich.

10. Registrierungsanfrage für Geschäftskund:innen: Viele B2B-Shops ermöglichen den Zugang erst nach vorheriger Registrierung und Prüfung der Unternehmensdaten. Dieser Prozess kann über ein individuelles Formular, eine manuelle oder automatisierte Prüfung und anschließende Freischaltung des Kontos umgesetzt werden.

11. Preise erst nach Login sichtbar: Um individuelle Konditionen zu schützen, werden Preise häufig erst nach erfolgreichem Login angezeigt. Diese Funktion kann durch Theme-Anpassungen oder Apps realisiert werden.

12. Angebotsanfragen im B2B: Geschäftskund:innen möchten häufig individuelle Angebote anfragen – etwa bei größeren Mengen oder Sonderwünschen. Möglich sind einfache Anfrageformulare oder komplexe Prozesse über sogenannte Draft Orders, die im Backend erstellt und per Checkout-Link versendet werden können.

13. Checkout mit zusätzlichen Feldern: Im B2B-Kontext ist es oft notwendig, im Checkout zusätzliche Informationen wie interne Bestellnummern oder Lieferhinweise abzufragen. Shopify Plus ermöglicht dies über „Checkout UI Extensions“, für andere Tarife stehen entsprechende Apps zur Verfügung.

14. Produktdaten und Kategorien: Auch die Strukturierung der Produktdaten sollte B2B-tauglich erfolgen. Shopify bietet hierfür eine intuitive Benutzeroberfläche, die sich manuell oder via CSV-Import befüllen lässt. Eine klare Kategoriestruktur sorgt für Orientierung – auch bei großen Sortimenten.

Diese Funktionen sind in den meisten Shopify-Standard-Themes nicht enthalten, können aber mit Apps oder individuellen Anpassungen ergänzt werden, um den Shop wirklich B2B-tauglich zu machen.

Für eine detaillierte Übersicht der wichtigsten B2B-Commerce-Funktionen und wie Sie diese konkret mit Shopify umsetzen können, empfehlen wir Ihnen unseren ausführlichen Blogbeitrag:

👉 Shopify für B2B: Passt die Plattform zu Ihrem Geschäftsmodell?

3. Shopify-Onlineshop für Deutschland rechtskonform machen

Wer in Deutschland einen Onlineshop betreibt – auch im B2B-Bereich – muss zahlreiche rechtliche Anforderungen beachten. Shopify ist ursprünglich für den internationalen Markt konzipiert und bringt viele dieser Anforderungen nicht standardmäßig mit. 

Es liegt also in der Verantwortung der Händler:innen, die Storefront sowie technische Einstellungen gezielt an deutsches Recht anzupassen.

Shopify bietet hierfür eine deutschsprachige Dokumentation mit wichtigen Hinweisen und Best Practices für den Verkauf in Deutschland: Shopify Hilfe – Verkaufen in Deutschland

Typische rechtliche Anforderungen eines Onlineshops in Deutschland

  • Impressum und AGB bereitstellen: Deutsche Onlineshops sind gesetzlich verpflichtet, ein vollständiges Impressum mit allen Pflichtangaben vorzuhalten. Auch die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) müssen erstellt, rechtskonform formuliert und für Kund:innen gut sichtbar eingebunden werden.

  • DSGVO-konforme Datenschutzerklärung: Im Umgang mit personenbezogenen Daten gelten strenge Regeln. Die Datenschutzerklärung muss transparent und umfassend Auskunft über die Datenverarbeitung geben. Besonders wichtig: Viele Shopify-Apps greifen auf Bestellungen oder Kundendaten zu und gelten damit als Auftragsverarbeiter im Sinne der DSGVO. Prüfen Sie deshalb genau, welche Daten Ihre Apps verarbeiten – und ob entsprechende Auftragsverarbeitungsverträge (AVV) verfügbar sind.

  • Cookie-Banner und Tracking-Opt-In: Der Einsatz von Tracking-Technologien und Analyse-Tools erfordert eine aktive Einwilligung durch die Nutzer:innen. Empfehlenswert ist der Einsatz eines konformen Cookie-Consent-Tools, das sich technisch mit Shopify kombinieren lässt.

  • Preisangabenverordnung beachten: In Deutschland müssen alle Preisangaben transparent und nachvollziehbar sein. Das umfasst:

  • den Hinweis auf Versandkosten,

  • die Angabe des Gesamtpreises inklusive Mehrwertsteuer (für Endkund:innen),

  • sowie den Grundpreis (z. B. €/kg oder €/l) bei bestimmten Produkten.

Im B2B-Shop kann es Ausnahmen geben – insbesondere wenn ausschließlich an Unternehmen verkauft wird und dies deutlich kommuniziert wird. Dennoch sollten auch B2B-Shops klare Preisangaben machen, insbesondere wenn Endkund:innen theoretisch Zugang erhalten könnten.

4. B2B-Checkout in Shopify Plus

Der Checkout-Prozess gehört zu den entscheidenden Momenten im Kaufprozess – gerade im B2B-Commerce, wo es auf Schnelligkeit, Übersichtlichkeit und spezifische Anforderungen ankommt. 

Mit Shopify Plus können Sie den Checkout gezielt auf Ihre B2B-Kundschaft abstimmen:

  • Kundenspezifische Zahlungsbedingungen anzeigen: Im B2B ist es üblich, dass Unternehmen auf Rechnung, mit Zahlungszielen oder via Kreditlinie bestellen. Diese hinterlegten Zahlungsbedingungen können im Shopify-Checkout dynamisch eingeblendet und automatisch angewendet werden – zum Beispiel abhängig vom Kundensegment.

  • PO-Nummern erfassen: Viele Geschäftskund:innen arbeiten mit internen Bestellnummern („Purchase Order Numbers“), um ihre Einkäufe besser nachzuvollziehen. Im Shopify-Plus-Checkout lassen sich entsprechende Felder integrieren, sodass Kund:innen ihre PO-Nummer direkt bei der Bestellung angeben können.

  • Bestellentwürfe als Prüfmechanismus: Optional können Bestellungen nicht sofort verarbeitet, sondern zunächst als Draft Orders gespeichert werden. So bleibt dem Shop-Team Zeit zur Prüfung – etwa zur Verifizierung von Preisen, Mengen oder besonderen Konditionen –, bevor die finale Bestätigung und Lieferung erfolgt.

  • Checkout-Felder anpassen: Mit den sogenannten Checkout UI Extensions lässt sich der Checkout gezielt erweitern – zum Beispiel um Felder für die Umsatzsteuer-ID, interne Kostenstellen oder individuelle Kommentare.

  • Schnelleingabe für große Bestellmengen: In vielen B2B-Szenarien bestellen Kund:innen regelmäßig größere Stückzahlen oder gleich ganze Artikelgruppen. Über Theme-Anpassungen (z. B. spezielle Bestellformulare oder Mengeneingaben im Warenkorb) kann der Checkout-Prozess entsprechend optimiert werden – für mehr Effizienz bei der Bestellung.

5. Zahlungsmethoden konfigurieren für B2B-Shops mit Shopify

Im B2B Commerce muss die Zahlungsabwicklung flexibel und an die gewerblichen Abläufe angepasst sein – etwa mit Zahlungszielen, manuellen Optionen oder unternehmensspezifischer Rechnungsstellung. 

Aber: Die Umsetzung einer rechtssicheren Rechnungs- und Zahlungslogik erfordert fast immer zusätzliche Apps oder Integrationen, um den deutschen Anforderungen und B2B-Abläufen gerecht zu werden.

Zahlungsbedingungen individuell steuern

Mit Shopify Plus lassen sich kundenspezifische Zahlungsbedingungen festlegen – zum Beispiel Netto-Zahlungsziele wie Net 7, Net 30 oder Net 90. Diese Bedingungen können direkt einzelnen Unternehmen zugewiesen und automatisch im Checkout oder bei Bestellungen angewendet werden. 

Optional ist auch eine prozentuale Anzahlung einstellbar – etwa 30 % Anzahlung, 70 % bei Lieferung.

Manuelle und alternative Zahlungsmethoden

Neben Shopify Payments stehen zahlreiche weitere Zahlungsarten zur Verfügung. Für viele B2B-Fälle sind manuelle Zahlungsmethoden wie Vorkasse, Nachnahme oder Kauf auf Rechnung die bevorzugte Wahl. Auch PayPal lässt sich als B2B-Zahlungsoption integrieren.

Kreditkarten können auf Unternehmensebene sicher hinterlegt werden, was Wiederholungskäufe vereinfacht. Über Shopify Flow lassen sich zusätzlich Zahlungserinnerungen automatisch versenden – eine nützliche Funktion für längere Zahlungsziele oder säumige Kund:innen.

Zusammengefasst:

Shopify kann auch in Deutschland rechtssicher betrieben werden – allerdings nicht „out of the box“. Es bedarf einer sorgfältigen Prüfung und gezielten Anpassung von Theme, Texten und Apps. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte mit spezialisierten Agenturen oder einer rechtlichen Beratung zusammenarbeiten, um Abmahnrisiken zu vermeiden.

Rechnungsstellung und Buchhaltung: App-Unterstützung nötig

Ein klarer Schwachpunkt im Shopify-Kernsystem ist die Rechnungsstellung nach EU-Standard. Shopify erzeugt keine rechtssicheren Rechnungen und ist hier stark auf den US-Markt ausgerichtet. 

Auch Teilzahlungen oder die automatisierte Rechnungserstellung aus Bestellungen sind nur eingeschränkt möglich.

Für B2B-Unternehmen heißt das:
Die Rechnungslegung muss über eine App oder externe Lösung erfolgen. Mehrere spezialisierte Tools wie z. B. OxiLayer ermöglichen es, rechtssichere Rechnungen zu erzeugen, an Bestellungen anzuhängen und automatisiert zu versenden. 

Auch ERP-Systeme können angebunden werden, um die Weiterverarbeitung direkt nach Auftragseingang sicherzustellen.

Hinweis: Die Belege selbst müssen außerhalb von Shopify erstellt und mit den Bestellungen „verlinkt“ werden. Eine vollständige Belegverwaltung oder -rückführung ist im System nicht vorgesehen.

Integration in bestehende Unternehmensprozesse

Im Idealfall erfolgt die Abwicklung direkt über das ERP-System, das Shopify als Bestellquelle nutzt. Shopify übernimmt dabei die Rolle des Bestelleingangs, während Rechnungsstellung, Mahnwesen und Buchhaltung zentral im ERP erfolgen. 

Auch der Account-Bereich für Kund:innen sollte bei Bedarf erweitert werden – etwa zur Anzeige offener Rechnungen oder für den Download von Dokumenten.

6. Versandoptionen einrichten mit Shopify – speziell für B2B

Die Konfiguration von Versandoptionen in Shopify bildet die Grundlage für eine reibungslose Logistik – im B2C wie auch im B2B. Im Geschäftskundenumfeld sind jedoch besondere Anforderungen zu beachten: größere Bestellmengen, individuelle Versandvereinbarungen oder die Möglichkeit zur Abholung.

Versandzonen und Versandkosten festlegen

Im ersten Schritt definieren Sie Versandzonen, die sich geografisch gliedern (z. B. Deutschland, EU, international). Für jede Zone lassen sich unterschiedliche Versandkostenmodelle konfigurieren – etwa pauschale Raten, gewichtsbasierte Gebühren oder Versand nach Bestellwert. Gerade bei B2B-Bestellungen in größeren Mengen empfiehlt sich die Verwendung gewichtsabhängiger Versandarten, um faire und transparente Versandkosten darzustellen.

Tipp: Nutzen Sie die Shopify-Checkliste zum Einrichten von Versandmethoden als Einstieg.

Lokale Optionen: Abholung und Zustellung

Für Unternehmen mit stationärem Lager oder Showroom ist auch die Option „Abholung vor Ort“ interessant. Diese lässt sich mit wenigen Klicks aktivieren und kann pro Standort individuell gesteuert werden. Ebenso lässt sich lokale Zustellung innerhalb eines bestimmten Radius einrichten – etwa durch eigene Logistik oder Kurierdienste.

Komplexe Versandregeln mit Apps umsetzen

Die Shopify-Bordmittel geraten schnell an ihre Grenzen, wenn Sie produktabhängige Versandarten, kundenspezifische Vereinbarungen oder mehrdimensionale Versandtarife benötigen. Beispielsweise erlaubt Shopify nicht, unterschiedliche Versandarten nur bestimmten Produkten zuzuweisen – dies müsste manuell pro Produkt im Admin-Interface erfolgen.

Für diese Szenarien empfiehlt sich der Einsatz spezialisierter Apps, etwa:

  • Vendor Shipping Rules: Regelbasierter Versand nach Produkt, Anbieter, Gewicht oder Kundenrolle

  • Eigene App-Entwicklung: sinnvoll bei hochindividuellen Logistikprozessen oder ERP-Anbindungen
    Versandoptimierungs-Tools wie Sendcloud, Parcel Perform oder shipcloud (ggf. in Kombination mit ERP)

Wichtig: Externe Apps erhalten Zugriff auf Bestelldaten und damit auch auf personenbezogene Daten. Achten Sie auf die DSGVO-Konformität dieser Anwendungen – idealerweise mit AV-Vertrag und Serverstandort in der EU.

Grenzen der nativen Shopify-Funktionalität

Für kleinere B2B-Shops mit überschaubarem Sortiment reichen die nativen Shopify-Tools oft aus. Bei größeren Katalogen oder differenzierten Versandlogiken wird die Verwaltung jedoch schnell aufwendig. 

Versandklassen oder Regeln müssen produktweise gepflegt werden – ein manueller und fehleranfälliger Prozess. Auch länderspezifische Restriktionen oder zollpflichtige Sendungen lassen sich nur eingeschränkt abbilden.

Besonders bei wachsendem Sortiment oder komplexer Logistikstruktur empfiehlt sich daher eine frühzeitige Integration in ein ERP- oder Fulfillment-System.

7. Steuer-Einstellungen konfigurieren – Shopify rechtskonform für B2B

Die korrekte Konfiguration der Steuereinstellungen ist im B2B-Umfeld essenziell, um gesetzlichen Anforderungen zu genügen – insbesondere im grenzüberschreitenden Handel innerhalb der EU. 

Shopify bringt zwar grundlegende Steuerfunktionen mit, ist aber primär auf den B2C-Handel ausgerichtet. Dadurch ergeben sich im B2B-Bereich spezifische Herausforderungen.

Netto-Preisangaben im B2B-Umfeld

Im B2B-Commerce ist es üblich, Preise exklusive Umsatzsteuer darzustellen. Die Steuer wird erst im Checkout berechnet – abhängig von Lieferland, Unternehmenssitz und Umsatzsteuer-Identifikationsnummer. Shopify kann dies grundsätzlich abbilden, allerdings:

  • Die Produktpreise müssen netto hinterlegt werden

  • Die Steuerberechnung erfolgt automatisch auf Basis des hinterlegten Steuerprofils und der Lieferadresse

  • Für Lieferadressen außerhalb Deutschlands – etwa innerhalb der EU – wird die Steuer bei gültiger USt-IdNr. nicht berechnet

Die Herausforderung: Shopify selbst bietet keine native Möglichkeit, Produktpreise ausschließlich netto anzuzeigen – etwa mit einem Hinweis „zzgl. MwSt.“ im Produktlisting. Dieses Verhalten muss per Theme-Anpassung individuell konfiguriert werden.

Weitere Infos zur Umsetzung: Netto-Preise im Shop darstellen (Community-Diskussion)

Begrenzung auf zwei Nachkommastellen

Shopify erlaubt bei der Preisangabe nur zwei Nachkommastellen. Das ist für die meisten Produktgruppen ausreichend – kann aber bei spezifischen Artikeln (z. B. Rohstoffe, Metalle, Laborbedarf) zu Rundungsfehlern führen. 

Eine individuelle Konfiguration auf mehr Nachkommastellen ist im Kernsystem nicht möglich

Validierung der Umsatzsteuer-ID (USt-IdNr.)

Ein typisches Szenario im B2B ist der Verkauf an Unternehmen im EU-Ausland – mit innergemeinschaftlicher Lieferung ohne Umsatzsteuer. Voraussetzung ist hier die gültige USt-IdNr. des Kunden.

Shopify bietet jedoch keine native Möglichkeit, diese automatisch zu erfassen und zu validieren. In Shops mit freiem Zugang ohne vorherige Freischaltung ist dies besonders relevant – denn die steuerfreie Lieferung ist nur zulässig, wenn die USt-IdNr. vor Abschluss des Kaufs geprüft wurde.

Diese Funktionalität lässt sich über spezialisierte Apps ergänzen, zum Beispiel:

Wichtig: Die automatische Prüfung muss mit dem MIAS- oder VIES-System der EU verknüpft sein, um rechtssicher zu sein.

Fazit: Shopify Plus – B2B ist machbar, aber nicht von Haus aus

Shopify Plus bietet eine leistungsstarke Plattform für den B2B-Commerce – doch sie ist nicht sofort „out of the box“ für den deutschen B2B-Markt geeignet

Mit dem richtigen Setup, ergänzenden Apps und einem klaren Verständnis der eigenen Anforderungen lässt sich ein professioneller B2B-Shop realisieren, der Kundenerwartungen erfüllt und rechtliche Vorgaben einhält.

Wichtig ist: Der Aufbau eines B2B-Shops mit Shopify Plus ist keine reine Konfigurationsaufgabe – es braucht strategische Entscheidungen, saubere Prozesse und häufig auch individuelle Anpassungen

Dieser Leitfaden bietet dafür einen fundierten Einstieg und zeigt auf, worauf Sie achten sollten – damit Ihr Shopify-Shop auch im B2B erfolgreich skaliert.